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Warnemünde: Günstig übernachten im Container-Hotel


Ab in die Kiste
Übernachten im Container-Hotel in Warnemünde

dpa, Stefan Weißenborn

Aktualisiert am 06.09.2017Lesedauer: 3 Min.
Im «Dock Inn» in Warnemünde können Gäste in alten Schiffscontainern übernachten.Vergrößern des BildesIm «Dock Inn» in Warnemünde können Gäste in alten Schiffscontainern übernachten. (Quelle: Dock Inn/dpa-tmn-bilder)
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Das "Dock Inn" in Warnemünde ist sicher eine der ungewöhnlichsten Unterkünfte in Deutschland. In ihm schlafen die Gäste dort, wo schon mal massenweise Bananen über die Weltmeere schipperten

Wie verhalten sich 67 Container bei Windstärke acht? "So was wusste niemand", sagt Petra Cavet. Die Mitarbeiterin des "Dock Inn" führt die Gäste auf die oberste Freiluftplattform im fünften Stock. Gegenüber ist die Bahnstation "Warnemünde Werft" zu sehen, dahinter ein paar Hafenkräne – die perfekte Kulisse für Industrieromantiker. Und für das "Dock Inn", Deutschlands erstem Hotel aus Überseecontainern, das seit Frühjahr 2017 in Warnemünde Gäste empfängt.

Ein Hotel aus Containern bauen? Was sich so einfach anhört wie Lego, war ein Prozess von fünf Jahren. Ein Statiker legte fest, dass jeder siebte Container mit einem Querkreuz stabilisiert werden musste, erzählt Cavet. Jetzt schlafen Gäste dort, wo etwa schon mal 20 Tonnen Bananen im Bauch eines Containerschiffes auf Weltreise waren. Nach tropischen Früchten riecht es nicht mehr in den 25 Quadratmeter großen Kisten, dafür aber nach neuen Möbeln und Anstrich.

Außer der länglichen Quaderform erinnert im Inneren der Container kaum noch etwas an den einstigen Bestimmungszweck. Es gibt Schlafbereich, Bad und Wohnzimmerecke mit Flatscreen. Das Erlebnis, im Container zu schlafen, spielt sich mehr im Kopf ab.

Warnemünde – Hafen mit Tradition

Warenumschlag, Schiffsbau und Schifffahrt haben in Warnemünde eine lange Tradition. "Hier war der einzige Tiefseehafen der DDR", sagt Philipp Rose, der für das örtliche Touristenbüro Stadtführungen macht. "Sozialismus hin Sozialismus her, Handel musste getrieben werden." Und wer etwa mit der MS "Käpp'n Brass" eine Hafenrundfahrt macht, bekommt von Kapitän Wolfgang Sense noch mehr Geschichte zu hören.

"Im Jahr 1046 wurde hier der erste Kutter gebaut, 1951 das erste Stahlschiff", tönt er über die Außenlautsprecher. Auch die ersten Stückgutfrachter der DDR seien hier auf Kiel gelegt worden. In einem, der MS "Dresden", ist mittlerweile das Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock untergebracht – die Ausstellungen erzählen von Schiffsbau- und Fahrgastschifffahrt in der DDR, von der Bedeutung des Hafens als Umschlagplatz seit dem Mittelalter.

Heute aber liegt ein Kreuzfahrtschiff am Terminal vertäut, das gleich nach St. Petersburg ablegt. Für eine "Begleitfahrt" bis zur Mole hat Kapitän Sense die "Käpp'n Brass" hinter der "Aida Mar" positioniert. Am Heck des Schiffsriesen verschwinden surrend dicke Taue in großen Öffnungen, dann ertönt ein Schiffshorn. Das Wasser beginnt zu quirlen, selbst in 100 Metern Entfernung tanzen die Wirbel.

Während das Kreuzfahrtschiff schnell Fahrt in Richtung offenes Meer aufnimmt, steigt an der Mole ein kleines Fest. Jedes Mal, wenn ein Kreuzfahrtriese aufbricht, sei die Atmosphäre so toll, sagt Silvia Grahl, die Würstchen und Bier serviert und jetzt arbeitslos ist, weil sich alles an Deck der "Käpp'n Brass" drängt.

Warnemünde – berühmt für seinen Sandstrand

Wer später noch Hunger hat, kann in eine Institution einkehren, die es schon gab, als die Kreuzfahrtbranche in Warnemünde noch gar nicht existent war. Schon zu DDR-Zeiten war die Broiler-Bar im Vorzeige-Hotel "Neptun" von Warnemünde "Kult", sagt Hans Schneider, der stellvertretende Restaurantleiter. "Lass mal 'nen Broiler essen, hat man zum Beispiel nach der Zeugnisausgabe gesagt." Denn Pommes gehörten zur Mangelware, und braun geröstetes Hähnchen hatte man auch nicht alle Tage. Weil seit jeher keine Reservierungen angenommen werden, muss man noch heute anstehen.

Mit Broiler im Magen ist ein Spaziergang an der frischen Seeluft genau das Richtige. Der Sandstrand von Warnemünde gilt als einer der breitesten an der deutschen Ostsee. Und ein bisschen Wellengang ist immer, dafür sorgt allein der rege Fährbetrieb nach Gedser, Trelleborg und Gdynia. Imposant schieben sich die Schiffe am Leuchtturm vorbei ins Meer, der 1897/98 errichtet wurde und schnell zum Wahrzeichen des einstigen Fischerdorfes avancierte.

"Dock Inn" bietet erschwingliche Bleibe in Warnemünde

Auch das "Dock Inn" ist bereits stadtbekannt, weil sein Bau umstritten war – wie der ganze neue Wohnpark Am Molenfeuer, wo es steht. "Hier mussten Kleingärten weichen", erzählt ein Taxifahrer. Hotel-Mitarbeiterin Petra sieht im Projekt eher einen Beitrag zur Revitalisierung Warnemündes, das lange unter Einwohnerschwund litt: "Größtenteils war das Areal eine Brache." Und mit dem "Dock Inn" gebe es neben der Jugendherberge eine erschwingliche Bleibe in Warnemünde.

Jung, cool und low-budget will man sein. Do it yourself ist hier das Motto: Es gibt eine "Kombüse" genannte Küche zum Selberkochen. Ein Container ist als Musikzimmer mit Plattenspieler eingerichtet. Vor einer hölzernen Shipping-Box mit Schallplatten heißt es: "Such dir 'ne Platte aus und leg sie selber auf!" Und dass es keinen Tischservice gibt, erklärt eine Tafel über der Bar mit den Worten "Besorg es Dir selbst!".

Anreise: Mit der Bahn bis Rostock, weiter bis zur S-Bahn-Haltestelle "Warnemünde Werft", mit dem Auto über A 19 oder A 20. Unterkunft: Das "Dock Inn" hat 64 Zimmer mit 188 Betten. Es gibt Doppelzimmer, Suiten, die aus zwei Containern bestehen, sowie Vier- und Acht-Bett-Dorms mit Stockbetten. Übernachtung ab 19 Euro. Nebenan hat eine Kletterhalle eröffnet, im Obergeschoss gibt es eine Sauna.

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